Seit Jahresbeginn 2025 sind alle Energieversorger in Deutschland gesetzlich verpflichtet, dynamische Stromtarife anzubieten – zumindest, wenn es technisch machbar und wirtschaftlich zumutbar ist. Doch eine Analyse von Stromtarifen in Berlin zeigt: Von 180 verfügbaren Tarifen bieten lediglich 10 Anbieter ausschließlich dynamische Preismodelle an. Verbraucher bleiben so oftmals gezwungen, Standardtarife zu wählen, die keine Flexibilität oder Einsparpotenziale bieten.
Dynamische Stromtarife gelten als zentraler Baustein der Energiewende. Sie ermöglichen es, den Verbrauch an den Börsenpreisen auszurichten – etwa zu Zeiten mit hohem Wind- oder Solaraufkommen, wenn die Preise oft deutlich sinken. Das senkt nicht nur Kosten, sondern entlastet auch das Stromnetz. Doch viele Anbieter ignorieren weiterhin die gesetzlichen Vorgaben oder setzen diese nur halbherzig um.
Ergebnisse eigener Recherchen: Kaum dynamische Tarife am Markt
Unsere Recherche im Berliner Raum verdeutlicht, wie unzureichend die Dynamik am Energiemarkt bisher ist. Von den 180 verfügbaren Tarifen der großen und kleinen Anbieter bieten gerade einmal rund 5 % dynamische Preismodelle an, die sich an den Börsenpreisen orientieren. Für viele Verbraucher bleibt die Wahl also weiterhin auf starre Standardtarife beschränkt, die wenig Anreize für eine flexible Stromnutzung bieten.
Auch bundesweit zeigt sich ein ähnliches Bild: Zwar gibt es einige innovative Anbieter wie Tibber oder Enpal, die mit flexiblen Tarifen auf den Markt drängen, doch die etablierten Energieversorger hinken hinterher. Die Gründe dafür sind vielfältig:
Fehlende Transparenz: Viele Anbieter machen es Verbrauchern schwer, dynamische Tarife zu finden oder zu verstehen. Die Visualisierung der Preise und Verbrauchsverläufe bleibt oft unzureichend.
Technische Herausforderungen: Viele bestehende Abrechnungssysteme sind nicht in der Lage, die minutengenaue Erfassung und Abrechnung von Verbrauchsdaten zu bewältigen.
Stockender Smart-Meter-Rollout: Intelligente Stromzähler, die für dynamische Tarife erforderlich sind, sind erst in etwa einem Prozent der Haushalte installiert.
Was bedeutet das für Verbraucher?
Dynamische Tarife könnten erhebliche Vorteile bieten. In Zeiten hoher Stromproduktion, etwa bei starkem Wind, sanken die Börsenpreise im Dezember 2024 zeitweise auf unter einen Cent pro Kilowattstunde. Mit einem dynamischen Tarif könnten Verbraucher diese Preisvorteile nutzen. Unsere Analyse zeigt jedoch, dass vielen Verbrauchern diese Möglichkeit verwehrt bleibt, weil ihre Anbieter keine entsprechenden Tarife anbieten.
Besonders Haushalte mit Wärmepumpen, Wallboxen oder Stromspeichern könnten durch eine flexible Nutzung von dynamischen Tarifen profitieren. Studien zufolge sind Einsparungen von mehreren Hundert Euro pro Jahr möglich – besonders, wenn Funktionen wie bidirektionales Laden genutzt werden.
Nutzen Sie unseren dynamische Stromtarife Rechner, um zu prüfen, ob es in Ihrer Region passende Angebote gibt.
Fazit: Anbieter müssen handeln
Die schleppende Umsetzung dynamischer Tarife zeigt, dass viele Anbieter ihrer gesetzlichen Verpflichtung nicht in vollem Umfang nachkommen. Das bremst nicht nur die Energiewende, sondern verhindert auch, dass Verbraucher von niedrigeren Preisen profitieren können. Politik und Energieversorger sind gleichermaßen gefragt, Transparenz zu schaffen und den Markt für dynamische Tarife voranzutreiben.