Die Bundesnetzagentur meldet 107,5 Gigawatt Fotovoltaikleistung – exakt die Hälfte des gesetzlich verankerten 2030-Ziels von 215 GW. Doch der jüngste Zubaubericht zeigt einen Knick: Erstmals seit drei Jahren liegt der monatliche Neuanlagenwert unter der Marke von 800 MW. Der Solarverband BSW warnt vor einem „Drosselkurs bei der Energiewende“ und fordert rasche Investitionssignale.
Vom Rekordjahr zum Bremsklotz
2024 war eigentlich ein Boom-Jahr: 14 GW neue Module gingen ans Netz – genug, um zehn Braunkohleblöcke wie Neurath I gleichzeitig zu ersetzen. Doch der Schwung ebbt ab. BSW-Chef Carsten Körnig verweist auf lange Genehmigungsprozesse: Mehr als 42 000 Anlagen warten laut Branchenmonitor aktuell länger als drei Monate auf den Netzanschluss.
Gleichzeitig steigen die Kosten wieder leicht. Nach einem Preissturz von über 80 % seit 2010 verteuerten sich Dachanlagen 2024 erstmals – vor allem, weil Wechselrichter knapp wurden. Projektierer reagieren mit Zurückhaltung, was den jüngsten Einbruch beim Monatszubau erklärt.
Speicherlücke droht – Koalitionsversprechen steht aus
Rund zwei Millionen Batteriespeicher mit 20 GWh Kapazität puffern heute Solarstrom. Wissenschaftliche Szenarien verlangen bis 2030 jedoch mindestens 100 GWh – also eine Verfünffachung. Der im Koalitionsvertrag zugesagte baurechtliche Vorrang für Großspeicher steht noch aus. Ohne zusätzlichen Puffer könne überschüssige Mittagsproduktion das Netz ausbremsen, warnt der BSW.
Wer privat vorbauen will, findet Details zu Technik und Wirtschaftlichkeit im Ratgeber „PV-Batteriespeicher – lohnt sich das?“.
Handbremse EU-Beihilfeverfahren
Das „Solarpaket I“ mit höheren Ausschreibungsvolumina und einem One-Stop-Portal für Netzanschlüsse liegt seit Februar zur Beihilfeprüfung in Brüssel. Jede Verzögerung kostet laut BSW mehrere hundert Megawatt pro Quartal. Zugleich fordert der Verband Investitionsboni für Speicher > 30 kWh und klare Netztarife, um Quartierslösungen rentabel zu machen.
Was Eigentümer jetzt tun können
Dächer nutzen: Die Technik ist günstiger denn je, und seit 2023 sind Anlagen bis 30 kWp einkommen- und umsatzsteuerfrei. Infos zur Technik: Photovoltaik-Grundlagen.
Balkonmodule fördern lassen: Mehrere Bundesländer zahlen bis zu 500 € Zuschuss – Details im Balkonkraftwerk-Überblick.
Speicher koppeln: Flexibilitätspauschalen einiger Netzbetreiber vergüten verschobene Einspeisung; die Erlöse mindern die Amortisationszeit spürbar.